Urlaub in Glasgow 25.03. - 30.03.06

Nach langer Zeit wieder einige Tage in Glasgow zu verbringen, hat mir im Vorfeld viel schöne Aufregung gebracht. Es ist ja eine Weile her, seit ich das letzte Mal da gewesen bin. Und so ging es am Samstag los, irgendwie schon wieder in aller Herrgottsfrühe. Diesmal war immerhin der Schalter schon offen, als ich ankam. Der Hinflug klappte reibungslos, der Transfer in die Stadt auch. Ich hatte ganz vergessen, wie nett das "Glaswegian" klingt. Und ich hatte auch vergessen, wie schwierig zu verstehen es ist.

Nicht so schön war das Wetter. Leider hatte ich etwas Pech, bis auf einen Vormittag hat es ständig genieselt. Oder aber auch mal "Katzen und Hunde" geregnet. Und das in Verbindung mit einem recht kalten Wind machte den Aufenthalt im Freien dann sehr ungemütlich. Unglücklicherweise war an einem Tag auch noch Streik des öffentlichen Sektors, d. h. die ganzen öffentlichen Gebäude und ÖPNV waren geschlossen. Dafür war dann plötzlich, am letzten Tag, Frühling, überall blühte es plötzlich - und ließ sich auch vom grauen Himmel nicht abschrecken.

Wie beim letzten Mal haute mich das Flair der Stadt auch diesmal um. Prunkvolle (und restaurierte) Sandsteinbauten aus vorherigen Jahrhunderten neben halbverfallenen Gebäuden. Zwischen dem Müll auf den Straßen die vielen Hinweise auf Charles Mackintosh. Kleine Gässchen und 6-spurige Autobahnen. Unorthodoxe Läden und alteingesessene Pubs. Kunst, die einem an allen Ecken entgegenragt, und immer wieder die gruseligsten städtebaulichen Verbrechen. Und über allem: freundliche Menschen, wie ich sie noch nirgendwo getroffen habe. Sie wirken ruppig, und sind es wohl auch oft, bleiben aber dabei immer hilfsbereit. Eine unglaubliche Stadt.

Einer der Höhepunkte war sicher die Aufführung von "The Wolves in the Walls". Der Veranstaltungsort, das Tramway, ist ein umgebauter Bahnhof, und ein sehr netter Ort. Um sich dort die laufende Ausstellung anzusehen, im Hof zu sitzen und es sich gut gehen zu lassen, etwas leckeres zu essen, aber auch für eine solche Aufführung, es ist alles ein wenig experimenteller, dabei aber angenehm "normal".

Und das Stück nun selbst? War sehr nett anzuschauen. Das Bühnenbild war klasse, die Musik sehr speziell aber immer passend, viel besser als die eigentlichen Lieder. Der Einsatz von Technik ist z.T. subtil, z.T. erstaunlich, und das allerbeste waren die Wölfe. Lebensgroße... nicht Hand-, eher Armpuppen, die von den Schauspielern geführt wurden und sich herrlich daneben benahmen. Das Ende hat mich überrascht, aber ich kannte das Buch vorher auch nicht. Und ebenfalls sehr nett war es, den Autor, Neil Gaiman, mal persönlich zu treffen. Sehr umgänglich und charmant, muss ich sagen. Er war vor Ort, um an der Aufführung mitzuarbeiten, wurde nach einer der Vorschauen von einem Reporter interviewt und gab danach noch Autogramme.

Nicht fehlen durfte natürlich der Tag am Meer. Dort war das Wetter wunderbar, die See schäumte und wogte, als wolle sie einen Preis in Romantik bekommen. Die wenigen Leute auf der Seepromenade grüßten freundlich, und wenn ich nicht beinahe von der Bank, auf der ich es mir gemütlich gemacht hatte, geweht worden wäre, hätte ich es dort in der Sonne gut aushalten können.

Der Rückflug klappte ebenfalls gut, bis auf kleinere Verspätung und einen fluchenden Taxifahrer (er hätte gerne eine größere Fahrt gehabt). Merkwürdig war es, wie sich nach und nach wieder mehr deutsch unter das Gehörte gemischt hat, und ich dann am Flughafen in Düsseldorf plötzlich wieder alles verstand - als wäre ich aus einem Traum aufgetaucht. Schön.