Der Einstieg in den Urlaub war sanft, dank eines Zwischenstopps bei den Eltern. Im strahlenden Sonnenschein durch den Berliner Zoo spazieren hat schon was. Am nächsten Morgen, mit Stullen von Muttern bestens versorgt, dann auf zur Insel - Rügen heißt das Ziel. Dank eines freundlichen Kontrolleurs bekam ich ein kostenloses Upgrade von der Regionalbummelbahn zum IC, so war auch die Fahrt mehr als bequem.
Zwischenstopp in der Hansestadt Stralsund, 2 Regentropfen können die Begeisterung über die sehr schöne und sehr alte Altstadt in keinster Weise dämpfen. Eine beeindruckende Kirche aus dem 13. Jahrhundert mit astronomischer Uhr und Altären aus verschiedenen Epochen, verwinkelte Gässchen, hanseatische Häuser. Die Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO ist jedenfalls gut nachvollziehbar.
Am Nachmittag dann weiter nach Rügen. Prompt kam die Sonne aus ihrem Versteck. Unterkunft prima und erste Erkundungen. Der Ort ist idyllisch, 3 Stunden freier Eintritt pro Tag ins Schwimmbad (mit Badelandschaft und Sauna) klingt auch gut. Abends ein romantischer Sonnenuntergang an der Seebrücke, die dann auch noch illuminiert wurde, während am gegenüberliegenden Ufer die Feen mit ihrem Lichtertanz begannen.
Auch bei Tag ist Sellin ein putziges Örtchen. Deutlich kleiner als das große benachbarte Seebad Binz, aber dadurch auch deutlich erholsamer. Rege Bautätigkeit deutet zum einen darauf hin, dass die Hauptsaison vorbei ist und die Leute wieder Zeit haben, zum anderen wohl auch einen gewissen Wohlstand.
Die Verkehrsanbindung ist gut, alle Verkehrsmittel kommen hier vorbei: Bus, Kleinbahn, Dampfer. Die Seebrücke wurde 1942 vollständig zerstört (durch Eisquetschung), aber 1998 wieder aufgebaut. Und wenn ich Kleinbahn sage, dann meine ich wirklich klein. Seit Ende des 19. Jahrhundert fährt sie mit Steinkohle auf schmalen 750 mm Spurweite. Schnauft Dampf wie eine große, bleibt dabei aber immer gemütlich.
Was leider gar nicht schön war, war die Anzahl (und auch die Größe) der ortsansässigen Mücken. Es lag wohl an dem nahen See, oder aber auch am vielen Wald - die Mücken waren riesig, und noch heute kann ich mir verträumt die Knöchel blutig kratzen. Und noch irgendein Tier hat mich gebissen, von dem ich nicht mal weiß, was es war. Hätte es keine Flügel gehabt, hätte ich auf eine Zecke getippt. Eine eigroße Schwellung hat es mir am Ellbogen beschert. Und da heißt es, Spaziergänge im Wald seien gesund.
Die Orte an der Südostküste Rügens sind allesamt Seebäder und Kurorte. Besonders in Binz haben sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts viele reiche Sommerfrischler Villen und Prunkbauten hingestellt, die heute größtenteils saniert sind. Diese besondere Architektur gibt den Prachtstraßen ein ganz eigenes Flair. Die Häuser haben auch alle eigene Name, ob sie allerdings darauf hören, weiß ich nicht. Und wer wohnt nicht gerne im Dünenhaus, oder in der Villa Quisiana?
Lohnenswert auch der Ausflug zu den Feuersteinfeldern bei Mukran. Wie Sand bedecken dort Feuersteine den Boden. Und das gleich neben und inmitten sumpfigem Heidegebiet. Da es dort recht feucht ist, gedeihen neben Riesenmücken auch Pilze recht gut, zumindest habe ich einige gesehen.
Nicht zu vergessen der Besuch der Glasbläserei in Binz. Der Handwerker führte mit knorrigen und informativen Sprüchen durch sein Handwerk (zum Beispiel dass er gar kein Glasbläser sei, sondern ein Glasmacher. Denn würde er nur blasen, kämen einzig und alleine Kugeln dabei heraus - sehr einleuchtend). Spannend ist es allemal zu sehen, wie aus rotglühenden Klumpen feine und filigrane Figuren, Vasen oder Schalen werden.
Auch die Bootsfahrt über den Großen Jasmunder Bodden (Binnensee mit Meereszugang) war sehr schön. Durch Gletscherbewegungen enstanden, ist dieser der größte der Bodden auf Rügen, obwohl er inzwischen von seiner kleinen Schwester durch einen Damm abgetrennt ist. An einigen Stellen sind diese Seen so flach, dass dort Angler aus dem See ragen. Es ist übrigens hellichter Tag, auch wenn es auf den Fotos so wirkt, als sei es früh am Morgen.
Alles in allem kann man sagen, dass Rügen eine Reise wert ist, und auch eine zweite. Ich habe noch längst nicht alles gesehen, und gerade die Kreidefelsen oder Hiddensee kann man sich auch mehrfach anschauen. Allerdings kann ich wirlich die Nebensaison empfehlen, auch wenn es ab Oktober einige Einschränkungen bzgl. Öffnungszeiten gibt.
Ausflug zu den Kreidefelsen |
Ausflug nach Prora |
Ausflug nach Hiddensee |